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Gegen «Swissness»-Schwindel: Mit KI-Tool den Standort von Onlineshops erkennen

Jonathan Ernst, 24. August 2023, 10:52 Uhr
Elena Scepankova möchte mit SwissCheck Onlineshopping transparenter machen.
© OnGoodTerms
Günstiger Preis, Fünf-Sterne-Bewertung und ein Schweizerkreuz, das für hohe Qualität stehen soll. Onlineshops werben gerne mit «Swissness». Ob sich der Shop selbst in der Schweiz befindet, ist aber nicht immer sofort ersichtlich. Ein Tool soll Transparenz schaffen.

Wo Schweiz draufsteht, ist nicht unbedingt Schweiz drin. Ein Start-up möchte darum ein Tool entwickeln, das auf einen Blick zeigt, wo sich der Hauptsitz eines Onlineshops befindet. SwissCheck könne einfach als Browser-Plug-in installiert werden, erklärt Elena Scepankova, welche das Tool aktuell mitentwickelt: «Beim Shoppen kann man einfach auf das Icon klicken und es zeigt den Standort des Unternehmens an».

Künstliche Intelligenz liest das Kleingedruckte

Das Tool basiert auf einer künstlichen Intelligenz für Texte. Diese ist darauf spezialisiert, wichtige Stellen im Kleingedruckten, also beispielsweise in den AGBs der Website aufzudecken. «Das funktioniert auf allen Onlineshops, wie zum Beispiel Galaxus, aber auch auf Plattformen wie Etzy oder Amazon», erklärt die Juristin und ehemalige Richterin, Scepankova. Auf Amazon gäbe es beispielsweise Anbieter, die «EU» im Namen haben, die Produkte aber aus China versenden. Ganz ärgerlich sei das, wenn man ein Produkt wieder zurückschicken möchte, wenn zum Beispiel Qualitätsmängel auftreten.

Lucien Jucker kennt das Problem. Er ist Jurist bei der Stiftung für Konsumentenschutz und kennt viele solche Fälle:

Die Ware hätte dann nichts mit Zürich oder Nachhaltigkeit zu tun gehabt. Solche Probleme werden sich in Zukunft häufen, betont Jucker. SwissCheck könnte da auf jeden Fall helfen.

Die Herkunft einzelner Produkte kann SwissCheck allerdings nicht anzeigen. Unternehmen müssen das nicht einheitlich offenlegen. «Das sind Informationen, die wir nicht abrufen können», erklärt Elena Scepankova und ergänzt: «Was wir abrufen können, ist der Hauptsitz der Firma – und das hat Auswirkungen auf die Qualität der Produkte».

Konsumentenschutz sieht den Nutzen

Konsumentenschützer Lucien Jucker stimmt dem zu. Das heisst, ein Schweizer Firmensitz könne aus ökologischer Sicht von Vorteil sein. Auch wenn ein Schweizer Unternehmen ausländische Produkte verkaufe, sei dies oft nachhaltiger, als wenn die Produkte einzeln aus dem Ausland bestellt würden.

Die Stiftung für Konsumentenschutz steht dem Tool sehr positiv gegenüber. Bei vergangenen Projekten habe man das Start-up finanziell unterstützt, bestätigt Jucker. Dieses Mal kam die Anfrage zu kurzfristig. Die Stiftung fände das Projekt aber sinnvoll und zeigt ihre Unterstützung unter anderem auf Facebook:

Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, sich vor möglicherweise irreführenden Onlineshops zu schützen, erklärt Jucker: «Wenn man den Shop nicht kennt, soll man im Impressum schauen, wer dahintersteckt. Wenn es kein, oder ein unvollständiges Impressum hat, ist das ganz ein schlechtes Zeichen.» Auch eine einfache Google-Suche nach Erfahrungsberichten könne helfen.

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Finanziell sind Elena Scepankova und ihr Start-up auf ein Crowdfunding-Projekt angewiesen. Das Finanzierungsziel wurde auf 11'000 Franken gesetzt. «Es ist eine mühsame Arbeit, dass das Tool auf allen möglichen Websites funktioniert. Zudem wollen wir das Tool auch laufend weiterentwickeln können», so Scepankova. Im Finanzierungsziel sei dieser gesamte Entwicklungsprozess eingerechnet. Wenn das Crowdfunding erfolgreich ist, soll SwissCheck ab Oktober online verfügbar sein.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 23. August 2023 16:28
aktualisiert: 24. August 2023 10:52