Luzerner Politik

Grüne seien realitätsfremd – Kantonsparlamentarier Urban Frye verlässt Partei

30. September 2023, 07:46 Uhr
Der Luzerner Kantonsparlamentarier Urban Frye verlässt die Grüne Partei.
© LZ / Roger Grütter
Der bekannte Luzerner Kantonsparlamentarier tritt aus seiner Partei aus. Die Grünen und er hätten sich schrittweise entfremdet. Den Ausschlag habe der Ukraine-Krieg gegeben. Vorerst wird Frye als Parteiloser im Kantonsparlament politisieren.

Er war ein Urgestein der Luzerner Grünen – und verlässt nun enttäuscht die Partei. Urban Frye ist seit über 30 Jahren Mitglied und politisiert seit sechs Jahren im Luzerner Kantonsparlament. Die Gründe für den Austritt seien vielfältig, sagt Frye im Interview mit der «Luzerner Zeitung», doch die Ukrainepolitik spiele eine wichtige Rolle dabei.

Grüne erkennen Konflikt nicht an

Bekannt wurde der Politiker etwa durch die «Music Box», ein von ihm realisiertes Wohn- und Arbeitshaus für Musikstudierende oder auch durch das Klanghotel auf der Rigi. Während der Covid-Pandemie 2020 hat er auf der Rigi ein altes Hotel fit gemacht, damit dort Musikerinnen und Musiker leben und proben konnten. Inzwischen ist das Hotel konkurs gegangen. Doch die Ukraine liegt ihm ebenfalls am Herzen. So hat er in Emmenbrücke eine Flüchtlingsunterkunft für Ukrainerinnen und Ukrainer erstellt und das Land früher selbst häufig bereist.

Im vergangenen Frühling ist Frye gar vor das Kantonsgericht gezogen. Er hat damals dem Kanton vorgeworfen, dass dieser den Geflüchteten zu wenig Geld auszahle und somit gegen die Menschenrechte verstossen würde.

Quelle: Tele 1

Die Grünen würden eine verfehlte Ukrainepolitik betreiben. Gemäss Frye hätten diese die Bedeutung des Krieges nicht erkannt. Denn wenn die Ukraine den Krieg verlieren würde, könnte man die Erreichung der Klimaziele vergessen. Durch ihre Politik würden die Grünen der Ukraine das Recht auf Selbstverteidigung abschaffen.

Keine gute Diskussionskultur

Eine richtige Debatte in der Partei über den Konflikt in der Ukraine sei aber gemäss Frye nicht möglich. Ihm selbst wurde gesagt, sein Engagement für die Ukraine sei problematisch, wie er gegenüber der «LZ» beteuert. Allgemein sei die Diskussionskultur bei den Grünen sehr schlecht. Häufig würden Entscheidungen von den Parteioberen getroffen – und nicht von den Mitgliedern. Bei anderen Parteien sei das viel weniger stark der Fall.

Grundsätzlich kritisiert Frye bei den Grünen und auch bei der SP der zunehmende Realitätsverlust. So seien viele Ideen vor allem Klientelpolitik. Oder wie es Frye gegenüber der «LZ» sagt: «Mir ist nicht klar, wie ein Gendersternchen einer farbigen Kassiererin helfen soll.» Auch bei den berüchtigten Fanmarschen vor FCL-Spielen ist sich Frye mit seiner früheren Partei uneins: Die Grünen würden die Chaoten verteidigen – und die Schuld der Polizei in die Schuhe schieben.

Alle diese Gründe haben ihn dazu bewogen, aus der Partei auszutreten. Erst im Frühling wurde er erneut ins Kantonsparlament gewählt. Dort will er auch weiterhin politisieren, vorerst als Parteiloser. Er könne sich ein Anschluss an eine andere Fraktion aber sehr gut vorstellen. Die GLP sei eine Option, allenfalls auch die Mitte. Die SP jedoch nicht, denn ihr wirft Frye ähnliche Dinge vor wie den Grünen.

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Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 30. September 2023 07:10
aktualisiert: 30. September 2023 07:46