Wahlen 2023

Hanspeter Regli: «Die beste Zeit waren die 70er und 80er»

Nicole Huber, 15. September 2023, 16:04 Uhr
Der parteilose Hanspeter Regli will den Schritt in den Ständerat wagen.
© PilatusToday
Am 22. Oktober ist der grosse Tag. Das eidgenössische Parlament wird neu gewählt. Wir stellen dir die Zentralschweizer Kandidierenden für den Ständerat genauer vor. Hanspeter Regli will als Parteiloser in den Ständerat. Er hat sich unseren Fragen gestellt.

Hanspeter ganz persönlich

Der 60-Jährige aus Schötz jodelt in seiner Freizeit gerne und spielt Alphorn.

© LZ / Eveline Beerkircher

Welche ist Ihre Lieblingsortschaft in der Zentralschweiz und wieso?

Andermatt, mein Heimatort. Wieso, fragen sie. Nun: es ist die Entwicklung. Vor etwa 20 Jahren war Andermatt am Arsch. Die Schweiz hat damals beschlossen, dass es kein Krieg mehr gäbe, weder hier noch anderswo in Europa. ( richtig oder falsch: Was denken Sie?) auf jeden Fall hat sich das Militär verabschiedet. Das führte zu einem desolaten Zustand. Es gab weder Hoffnung noch Zuversicht. Die Leute wanderten ab ... Dann kam dieser Sawiris. Ein Ägypter. Ein Ausländer. Ein Fremder. Vorurteile noch und noch. Was haben die Medien nicht alles über diesen Mann berichtet ... Auf jeden Fall gibt es heute wieder Zuversicht, Hoffnung und Zukunft. Und diese Entwicklung gefällt mir.

Wo trifft man Sie zum Einkaufen an?

Bei Martina. Und ja: Sie führt den Dorfladen unter dem Namen Denner in Schötz. Aber ich kaufe nicht bei Denner, sondern bei Martina, weil sie den Laden im Griff hat. Sie führt ihr Team mit ihrer persönlichen Note: menschlich. sympathisch, professionell. Genau so stelle ich mir einen korrekten, ja geradezu perfekten Dorfladen vor. Viele Chauffeur-Kollegen kaufen im Ausland ein, weil es da günstiger ist. Zu diesem Zweck fahren sie - vorzugsweise - nach Deutschland. Sinnvoll? Ich meine, ich verdiene mein Geld in der Schweiz, also ist es meine Pflicht, mein Geld auch hier auszugeben. Das nenne ich soziale Verantwortung.

Was machen Sie an einem sonnigen Sonntag?

Gut möglich, dass ich zu einem Dienst aufgeboten werde. Ich bin ja schliesslich im öffentlichen Verkehr tätig. Da gibt es keine Sonn- und Feiertage. Jeder Tag ist gut zum Arbeiten. Das können sich die meisten Zeitgenossen gar nicht vorstellen ... Ein sonniger Sonntag ist für mich kein guter Tag. Da kann ich bestenfalls jäten oder giessen. An einem trüben Tag unter der Woche, an welchem ich frei habe, eröffnet für mich eine Vielfallt von Tätigkeiten. Ich hab halt gerne Regen.

Wo verbringen Sie ihre Ferien?

Während der Fasnacht brauche ich ein paar Ferientage. Da kann ich mit meinen Talherren (sh. dazu Talherren-vom-Enziloch.ch) an den verschiedenen Veranstaltungen und Umzügen teilnehmen. Und ja: wir suchen noch Mitglieder ... Im Herbst brauche ich weitere Ferientage. Da hat der Jodlerklub die Dorfkilbi in Schötz zu bewältigen. Ich steh dazu gerne am Grill. Ende Oktober folgen dann unsere Jahreskonzerte. Da will ich unbedingt dabei sein. Verreisen will ich eigentlich nicht. Schon gar nicht ins Ausland. Stichwort Reisen: Es gibt da zwei völlig unterschiedliche Ansichten. Heutzutage ist es üblich, irgendwo hinzufahren. Das widerspricht meiner Einstellung zum Reisen. Wenn ich reisen will, dann ist das Ziel, jemanden zu treffen. Das ist nicht das gleiche ...

Wer ist Ihr Vorbild?

In der Tat habe ich viele Vorbilder. Mich faszinieren Leistungen von Menschen. Politisch, philosophisch, kreative, inspirierende Visionäre ... Aber: das war wohl nicht die Frage; oder ? Thomas Minder hat vor ein paar Jahren die Abzocker-Initiative lanciert und vor’s Volk gebracht. Das Schweizer Stimmvolk hat mit grosser Mehrheit zugestimmt. Man findet die aktuell geltende Mentalität der Manager, sich an den Kassen zu bedienen, nicht so toll. Aus Gründen, welche uns Stimmbürgern verschlossen, bzw. nicht zugänglich sind, hat das Parlament kein griffiges Gesetz zustande gebracht. Als Folge davon sehen wir in jüngster Vergangenheit das Debakel um die CS. Da haben nicht nur die Manager überbordet, nein, es haben sich sogar die Herren Verwaltungsräte an den Kassen bedient. Ich brauche das nicht weiter zu kommentieren ...

Verfügen Sie über ein geheimes Talent?

Ja, klar. Es gibt sogar viele davon. Aber: Es sind halt geheime Talente ... Also: kein Kommentar.

Wenn Sie einen Tag König der Schweiz wären, was würden Sie sofort ändern?

Eine utopische Frage. Wir leben in einer Demokratie: also: das geht so nicht ...

Hanspeter Reglis Politik

«Die beste Zeit hatten wir in den 70er und 80er Jahren», findet Regli.

© zVg

Wie schätzen Sie die Arbeit des Luzerner Ständerats ein?

Fragen sie doch einmal nach dem Leistungsausweis. Was haben unsere Ständeräte denn in den letzten Jahren bewegt? Wo haben sie Akzente gesetzt? Sind sie nicht vielleicht nur mit dem Strom mitgeschwommen? Nicht auffallen, dann kann man nicht reinfallen? Was hat sich grundlegend verändert???

Warum sollte die Bevölkerung Sie wählen?

Ganz einfach: Herr Thomas Minder, parteilos, aus dem Kanton Schaffhausen steht ganz allein da im Ständerat. Er wollte ein Gesetz, welches die „Bediener-Mentalität“ in den Grossunternehmen und Konzernen eindämmt. Es wurden neue Gesetze und Verordnungen geschaffen, das mag sein. Doch es ist wohl ein Tiger ohne Zahn. Fakt ist, dass sich nichts geändert hat, wie das Beispiel der CS deutlich zeigt.

Was sind ihre politischen Schwerpunkte und wieso?

Wenn ich ihnen sage, dass ich rechts-konservativ denke, fühle und handle, dann denken sie wohl, dass ich an die Zeiten unserer Ahnen vor 100 Jahren zurückgehen will. Das ist falsch. Die beste Zeit hatten wir in den 70er und 80er Jahren. Wenn sie zu jung sind, fragen sie nach. Da war die Schweiz in Ordnung. Es war eine Aufbruchstimmung. Die Arbeitslosigkeit war niedrig, man konnte sich aussuchen, wo man gerne arbeiten möchte. Man arbeitete viel, aber man war glücklich. Am Wochenende war die Schweiz eine reine Festhütte. Das war schon eine tolle Zeit. Politische Schwerpunkte? Na ja, ... Ich stelle fest, dass starke Kräfte extrem motiviert sind, die Schweiz auseinander zu bringen und Konflikte zu schaffen: alt gegen jung, arm gegen reich, der „Röstigraben“ wird befeuert, so gut es eben geht. Der gesamte Werkzeugkasten kann helfen: Hass, Neid, Missgunst. Da ist wirklich jedes Mittel recht... Ob da eine Einzelmaske etwa ändern kann? fraglich ...

Wie wird die Schweiz im Jahr 2035 aussehen?

Es kommt drauf an. Im Moment ist die ganze Welt hoch motiviert, den Krieg in der Ukraine weiter zu entfachen. Alle wollen Waffen liefern. Die USA und Europa profitieren wirtschaftlich enorm von diesem Krieg. Und viele finden es toll, wie jämmerlich doch die einstmals so glorreiche Rote Armee agiert. Sie finden es belustigend, wie die Russen von einer Niederlage zur nächsten stolpern. In der Tat ist die Situation erschreckend. Wenn der Herr Putin feststellt, dass seine Soldaten etwas verstaubt sind und nicht die gewünschte Leistung erbringen, dann wird er – und das hat er ja auch schon mehrfach angekündigt – demnächst testen, ob seine Atomwaffen gleichfalls verstaubt sind. Man wird das einen strategischen Erstschlag nennen. So nett. Tönt ja ganz gut ... Doch was sind die Folgen? Was kommt als nächstes? Wer weiss Bescheid? Ich glaube, dass die Gefahr eines Atomkrieges nie mehr so gross war, wie seit der Kuba-Krise. Nach meiner Meinung bräuchte es daher schon etwas mehr Anstrengung, um diesen „Erstschlag“ abzuwenden. Aber: davon sehe ich nichts! Gesetzt der Fall, dass sich der Krieg nicht ausweitet (und das ist im Moment sehr unwahrscheinlich !!! weil: es gibt keinen ernsthaften Ansatz für Friedensbemühungen ...) , verweise ich auf meine Anregungen auf visionchplus.ch Dieser Krieg ist für mich sehr ärgerlich. Weil: er hat die EU, wohl oder übel, zusammengeschweisst. Ohne diesen Krieg wäre die EU längst im Stadium des Zerfalls angekommen. Das System EU ist ein Konstrukt, was nie und nimmer funktionieren kann, weil es die Menschen und die Rechte auf Selbstbestimmung sträflich missachtet.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 15. September 2023 11:49
aktualisiert: 15. September 2023 16:04