Zentralschweiz skeptisch

Mit B2-Deutschdiplom zum Unterricht: Berns Weg gegen Lehrpersonenmangel

28. März 2024, 12:02 Uhr
Ausländische Lehrpersonen sollen schneller in schweizer Klassen unterrichten können.
© KEYSTONE/PETER SCHNEIDER
Die Pädagogische Hochschule Bern startete einen neuen CAS-Lehrgang für Lehrerinnen und Lehrer mit ausländischem Diplom. Vorgabe: Ein Deutschdiplom B2. Solche Massnahmen kommen für die Zentralschweizer PHs vorerst nicht infrage.

Noch immer fehlt es in der Schweiz an Lehrerinnen und Lehrern. Der Kanton Bern geht nun einen neuen Weg und setzt auf Lehrkräfte mit ausländischem Lehrdiplom. An der PH-Bern ist ein neuer Lehrgang gestartet.

An der PH Bern studieren momentan rund 3200 Personen. 

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Bern schlägt neuen Weg ein

Gerade die grösseren Kantone haben immer mehr Mühe, genügend ausgebildete Lehrkräfte zu finden. Deshalb sind vermehrt Quereinsteigerinnen und -Einsteiger in den Klassenzimmern im Einsatz. Der Kanton Bern nimmt nun eine weitere Gruppe in den Fokus: Man will auf Personen mit ausländischem Lehrdiplom setzen.

Die Idee sei nach dem Ausbruch des Ukrainekriegs entstanden. Unter den Geflüchteten gibt es viele ausgebildete Lehrkräfte, sagt der Sprecher der Berner Bildungsdirektion, Yves Brechbühler, gegenüber «SRF». «Diese Personen haben bereits eine Ausbildung als Lehrperson. Mit diesem CAS können sie die wichtigsten Dinge lernen und die Schulen unterstützen», so Brechbühler weiter.

Voraussetzung für eine Zulassung zu diesem Lehrgang ist ein Sprachdiplom in Deutsch mit Niveau B2. Das bedeutet, dass man spontane Gespräche zu verschiedenen Themen führen kann. Während der Ausbildung sollen die Lehrkräfte dann ihre Deutschkenntnisse ausbauen. Dies stösst bei anderen Hochschulen auf Kritik.

«Niveau B2 schon bedenklich tief»

Die PH Zug habe beispielsweise kein solches oder ein ähnliches Angebot. Auch sei derzeit keine Aus- bzw. Weiterbildung geplant, um spezifisch ausländische Lehrpersonen anzusprechen, schreibt die PH Zug auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1. Sie erwähnt jedoch auch in ihrem Schreiben, dass der Lehrpersonenmangel insbesondere grössere Kantone betreffe und Zug deshalb verschont bleibe.

Schätzungen zu Folge gibt es in der Schweiz mehrere hunderte Personen mit einem ausländischen Lehrerdiplom. Diese will die PH Bern mit ihrem neuen Angebot ansprechen. 

© Severin Bigler

«In verschiedenen Kantonen besteht aufgrund des Lehrpersonenmangels eine echte Notsituation. Da ist es verständlich und teilweise gar unumgänglich, dass Notmassnahmen ergriffen werden.» Dass man deshalb auch das Potenzial der ausländischen Lehrpersonen ausschöpfen möchte, erscheint der PH Zug logisch, jedoch betonen sie im Antwortschreiben auch: «Gleichzeitig erscheint uns die Anforderung Niveau B2 in der deutschen Sprache schon bedenklich tief, insbesondere beim Unterrichten von jüngeren Kindern, wo die Wirkung der Lehrperson als Sprachvorbild besonders stark ist.»

Luzern will andere Angebote nicht kommentieren

Auch die PH Luzern prüfe immer wieder verschiedene Massnahmen, wie sie auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1 mitteilt. «Dabei misst sie der Nachhaltigkeit dieser Massnahmen und ihrer Qualität für die Ausbildung von Lehrpersonen grosse Bedeutung bei.» Auf die Frage, was die PH Luzern vom «Berner-Weg» hält, gibt sie sich bedeckt: «Angebote oder Leistungen anderer Hochschulen kommentieren wir nicht.»

In Luzern werden ausländische Lehrkräfte nach wie vor den ‹normalen Weg› zum Lehrerdiplom gehen müssen.

© KEYSTONE/Urs Flueeler

Für den Kanton Schwyz ist das Miteinbeziehen von ausländischen Lehrkräften interessant und innovativ, jedoch verzichtet man darauf, ein solches einzuführen. «Wir haben zu geringe Nachfragen, als dass sich so ein CAS bei uns etablieren könnte», heisst es von Seiten der PH Schwyz.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 28. März 2024 12:02
aktualisiert: 28. März 2024 12:02