Para-WG am Sempachersee: Zwei Jugendliche, ein Ziel – selbständiger leben im Rollstuhl
Was auf den ersten Blick wie eine gewöhnliche WG wirkt, zeigt bei genauerem Hinsehen durchdachte Details: extrabreite Gänge, schwellenlose Übergänge und grosszügige Badezimmer – es gibt viele rollstuhlgerechte Anpassungen. Doch die WG ist bewusst nicht komplett barrierefrei gestaltet. So sollen sich die jungen Menschen mit einer Querschnittlähmung später auch draussen in der „Realität“ gut zurechtfinden, wo Wohnungen meist nicht perfekt rollstuhlgerecht sind.
Entwickelt wurde das Wohnkonzept von der Schweizer Paraplegiker-Stiftung. Mit dem ParaWG-Wohntraining in diesen Mietwohnungen hat sie einen Ort geschaffen, an dem junge Betroffene auf dem Weg in ein möglichst selbständiges Leben begleitet werden. Im Alltag stehen ihnen täglich Betreuungspersonen zur Seite – etwa beim Kochen, Einkaufen oder im Haushalt – mit dem Ziel, diese Aufgaben später möglichst eigenständig bewältigen zu können.
Fabian, heute 16 Jahre alt, wurde mit einem offenen Rücken geboren und ist seither vom Becken abwärts gelähmt. Für ihn ist die WG nicht nur ein Wohnort, sondern auch ein wichtiger Schritt in Richtung Eigenständigkeit.
Die 18-jährige Sophie war früher Eiskunstläuferin. Bis sie vor zwei Jahren durch einen Zeckenbiss am FSME-Virus erkrankte. Das führte bei ihr zu einer sogenannten Tetraparese, bei der sowohl Arme als auch Beine teilweise gelähmt sind. Auch ihre Sprachfähigkeit wurde dadurch beeinträchtigt.
Doch sowohl Sophie als auch Fabian lassen sich nicht unterkriegen: Die beiden Jugendlichen erzählen, wie sie im ParaWG-Wohntraining den Alltag meistern, sich gegenseitig unterstützen und auf ein möglichst unabhängiges Leben vorbereitet werden. Dabei profitieren sie nebst der gezielten Betreuung auch vom Erfahrungsaustausch untereinander.
Die Para-WG ist eines von mehreren Angeboten innerhalb der Schweizer Paraplegiker-Gruppe und wird durch die Unterstützung von rund zwei Millionen Mitgliedern der Schweizer Paraplegiker-Stiftung ermöglicht.
