Medaillenrausch in Peking

Bravo Ski-Frauen – Das war sensationell!

Philipp Breit, 18. Februar 2022, 02:49 Uhr
Was die Ski-Frauen an den Olympischen Spielen bislang zeigen, überstrahlt die Männer bei Weitem, sagt unser Sportchef Philipp Breit.
© KEYSTONE/Jean-Christophe Bott
Was wurde nicht alles berichtet nach den Gold-Triumphen von Marco Odermatt und Beat Feuz. Unglaublich sei es, was die Ski-Cracks gezeigt hätten. Das ist auch so, zweifelsohne. Aber sorry, liebe Männer: Was die Ski-Frauen an den Olympischen Spielen bislang zeigen, überstrahlt euch bei Weitem.

Sieben Medaillen befinden sich im Gepäck von Michelle Gisin, Wendy Holdener, Corinne Suter und auch Lara Gut-Behrami. Sieben! Dagegen wirkt das «Gepäck» von Beat Feuz und Marco Odermatt mit zwei Medaillen gleich leicht. Klar haben die beiden mit zwei Goldmedaillen eine super Leistung gezeigt. Und wie! Feuz krönt seine einmalige Karriere mit Abfahrtsgold. Und Odermatt kürt sich bei seinen ersten Olympischen Spielen zum Riesen-Champ.

Und sonst? Wo sind die Cracks im Super-G, Slalom oder auch in der Kombination? Wo sind die weiteren verlässlichen Schweizer Medaillenanwärter? Würden Feuz und Odermatt nicht liefern, sähe die Männerbilanz enttäuschend aus. Weder Meillard, Caviezel, Yule oder auch Murisier vermögen ein Wörtchen mitzureden im entscheidenden Moment. Auch wenn es im Slalom zugegebenermassen knapp war.

Tränen der Enttäuschung zeugen von Grösse

Ganz anders ihr Ski-Frauen. In allen Disziplinen im Ski Alpin fährt eine Schweizerin aufs Podest. Das ist beeindruckend. Die Breite und die Qualität im Schweizer Frauenteam ist unglaublich. Wichtig vor allem: Die Frauen liefern! Sie lassen sich nicht von Druck, Vorschusslorbeeren oder einstigen guten Leistungen im Weltcup irritieren. Natürlich gibt es auch bei den Frauen Hoch und Tiefs. Michelle Gisin war enttäuscht nach dem Slalom. Lara Gut-Behrami mit der Abfahrt nicht zufrieden und selbst Wendy Holdener verdrückte nach dem Gewinn der Silbermedaille in der Kombination leise Tränchen der Enttäuschung ob der verpassten Goldmedaille. Dies zeigt jedoch, auf welch hohem Niveau sich die Frauen bewegen. Es sind für mich keine Tränen der Schwäche, sondern der Grösse.

Klatschen, aber keine Ekstase

Viel zu oft werden die Leistungen jedoch als «zu normal» betrachtet. Gewinnt Suter eine Abfahrt, holt sich Gut-Behrami einen Riesen-Sieg oder fahren Gisin und Holdener auf ein Slalom-Podest so klatscht man zwar, verfällt aber nicht in Ekstase. So wie wenn Odermatt im Riesen fährt oder Feuz in der Abfahrt mal wieder der Schnellste ist. Wendy Holdener muss sich seit Jahren mit der immer wiederkehrenden Frage quälen: Wann kommt der erste Slalom-Sieg im Weltcup? Egal ob sie gerade Zweite oder Dritte wurde. Warum hat es wieder nicht geklappt mit dem Sieg? Anstatt «Gratulation zu einem weiteren Top-Ergebnis».

Trotz aller, auch berechtigten Euphorie um die Erfolge der Ski-Männer dürfen wir nicht vergessen, die alpinen Frauen zu würdigen. Was sie in Peking abgeliefert haben, ist grosses Kino: «Chapeau»! Sieben Medaillen. SIEBEN! Das ist schlichtweg sensationell. Die Schweiz darf stolz sein, solch schnelle Ski-Ladys zu haben.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 17. Februar 2022 16:47
aktualisiert: 18. Februar 2022 02:49