Hierarchie-Revolution

«Eine gute Führungskraft ist nicht die, welche alle Entscheidungen selber fällt»

13. Januar 2024, 11:32 Uhr
Weiss weshalb flache Hierarchien Zukunft sind: Yannick Blättler, Gen-Z-Experte
© zvg
Immer mehr Unternehmen setzen auf flache Hierarchien und auch die ersten Grossunternehmen sind bereits auf diesen Trend aufgesprungen. Wir haben mit einem Gen-Z-Experten gesprochen – es scheint die Zukunft auf dem Arbeitsmarkt zu sein.

«Eine Hierarchieabschaffung ist beispielsweise dann gut, wenn sie den Mitarbeitenden mehr Freiheit und Gestaltungsraum bietet», sagt Yannick Blättler, CEO & Gründer der Firma Neoviso AG gegenüber von PilatusToday und Tele 1. Dies führe nicht nur zu einer höheren Zufriedenheit, sondern auch sehr oft zu effizienterem Arbeiten.

Yannick Blättler ist Gründer und Inhaber der auf die Gen Z spezialisierte Neoviso AG. Sie untersuchen mit eigenen Studien in verschiedenen Industrien regelmässig die 14- bis 27-Jährigen der Schweiz. Dazu beraten sie KMU und Grosskonzerne im Umgang mit dieser jungen Zielgruppe, entwickeln Marketing und Employer Branding Strategien und produzieren Inhalte für Social Media. 

© zvg

Begegnung auf Augenhöhe

Werden Hierarchien abgeschafft, begegnen sich Angestellte auf Augenhöhe. Das führt unter anderem dazu, dass sich Arbeitnehmende ungeachtet ihrer Position gewinnbringend für ihr Unternehmen einsetzen können. Eine ausgeglichene Rangordnung hat auch zur Folge, dass Entscheidungen von Menschen getroffen werden, welche sich besser mit den jeweiligen Themen auseinandersetzen.

Yannick Blättler ist sich aber sicher: «Gewisse Verantwortlichkeiten sollten trotzdem noch geklärt sein.» Mitarbeiter seien nach wie vor froh, dass für grosse Entscheidungen und Stossrichtungen Führungskräfte hinstehen und dafür die Verantwortung komplett übernehmen. Dass dies gewünscht ist, spürt der Jungunternehmer auch von den Mitarbeitenden seiner eigenen Firma.

Der Schein kann trügen

Es gibt allerdings Branchen, in denen eine flache Hierarchie kaum Sinn macht. Eine starke Führung in Notfallorganisationen, wie Spitälern, bei der Polizei oder der Feuerwehr sind hilfreich. Dort müssen schnelle Entscheidungen gefällt werden. Eine flache Hierarchie kann dies unter Umständen verhindern.

Wenn schnell entschieden werden muss, ist eine flache Hierarchie nicht von Vorteil.

© Getty Images

Der Entscheid, dass sich ein Unternehmen bei den Hierarchien neu ausrichten will, wie vor kurzem etwa die Axa-Versicherung, ist schneller beschlossen als umgesetzt. Es sei ein längerer Prozess, bis die Abläufe funktionieren und beinhaltet enorme Ausdauer. Dies seien gemäss Yannick Blättler mittel- bis langfristige Arbeiten.

Was geschieht mit Führungspersonen?

Von komplett hierarchielosen Systemen sei man aber noch weit weg. Es gebe trotzdem klare Aufteilungen und Verantwortungsbereiche in einem Unternehmen. Auch für die Chefetage kann eine solche Umstellung gewöhnungsbedürftig sein. «Wenn der Jobtitel per se als Führungskraft enorm wichtig ist, kann es demotivierend sein. Aber dann ist man als solche sowieso schon mal am falschen Ort», so Blättler. Hingegen spannend und zentral sollte immer das Wirkungsfeld einer Führungsperson sein.

Eine gute Führungskraft sei nicht die, welche alle Entscheidungen selbst fällt. Viel mehr motiviert diese Person, das Team mehr zu gestalten, zeigt bei der Arbeit mehr Zufriedenheit auf und kann die Menschen im Unternehmen weiterbringen.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 13. Januar 2024 11:32
aktualisiert: 13. Januar 2024 11:32