Tag der sauberen Energie

Luzern will Windenergie fördern – in Rickenbach macht man das seit 1992

Jonathan Ernst, Chiara Parodi, Peter Helfenstein, 26. Januar 2024, 17:01 Uhr
Fritz Neuenschwander (links) und Alois Fuchs betreiben seit 1992 eine kleine Windkraftanlage.
© PilatusToday
In Diegenstal bei Rickenbach steht ein Windrad. Mit 22 Metern Höhe ist es eine vergleichsweise kleine Windkraftanlage, dafür aber eine mit Pioniercharakter. Das Vorgängermodell der aktuellen Anlage war das erste der Zentralschweiz. Am internationalen Tag der sauberen Energie blicken wir zurück – und in die Zukunft.

Der pensionierte Landwirt und Genossenschafter Fritz Neuenschwander erklärt gegenüber PilatusToday und Tele 1, wie es 1992 zum ersten Windrad der Zentralschweiz gekommen ist. Sein Bekannter, Alois Fuchs, hatte damals eine Windkraftanlage geschenkt bekommen, jedoch fehlte ihm dafür das geeignete Grundstück dafür.

Aus diesem Grund ging er auf Neuenschwander zu, stellte dort sein Windrad auf und gründete die Genossenschaft Windkraftanlage Diegenstal (GWD). Mit 19 Gründungsmitgliedern und nur einigen Tausend Franken startete die Genossenschaft damals. Heute sind es laut der Website der GWD rund 300 Mitglieder.

Die erste Zentralschweizer Windkraftanlage

«Bei den Nachbarn gab es damals keine Diskussionen wegen des Baus, da man es schlicht nicht kannte. Das Baugesuch war etwa so eines, wie man es für den Bau einer Scheune ausfüllt», erklärt der pensionierte Landwirt. Genossenschaftsgründer Alois Fuchs bestätigt: Heutzutage sei das Prozedere um einiges langwieriger und fast immer ist mit Einsprachen zu rechnen.

Im Jahr 2004 zerstörte ein Sturm die Anlage in Diegenstal. Dies nahm der Genossenschaft jedoch keineswegs den Wind aus den Rotoren. Nur zwei Jahre später stand dort die fast doppelt so grosse neue Anlage.

Heute hat die Genossenschaft elf Anlagen. Wäre diejenige im Diegenstal nicht die erste der GWD und ein Vorzeigeprojekt, hätte man sie laut Neuenschwander möglicherweise schon abgebaut.

«Es sind nicht mehr alle Ersatzteile auf dem Markt erhältlich. Teilweise müssen wir sie selbst von Hand nachmachen», so Fritz Neuenschwander. Zudem sei es auch ein spannendes Objekt für Schulbesuche. Die Anlage bringe zwar immer noch Einnahmen aus dem Strom, den die GWD der CKW verkauft.

Finanziell lebt die Genossenschaft hauptsächlich mit den Solaranlagen, die sie ebenfalls in der Region betreibt. Neuenschwander sagt: «Wenn man ernsthaft Strom mit Wind produzieren will, muss man auf grössere Anlagen setzen». Diese lohnen sich aus wirtschaftlicher Sicht mehr.

Die Anlage in Rickenbach ist eine sogenannte Leichtwindanlage. Auf der Übersichtskarte des Bundesamts für Energie (BFE) fehlt sie. Zur Übersichtlichkeit und wegen fehlender Relevanz werden dort nur grössere Anlagen (ab 1 MW) dargestellt.

«Selbstverständlich könnte man mehr machen»

Grosse Anlagen gibt es in der Zentralschweiz an zwei Standorten: Bei Andermatt bilden vier Anlagen den Windpark «Gütsch». Drei weitere stehen im Entlebuch. Versuche, weitere Projekte zu lancieren, gab es zahlreiche. Doch die Ansätze scheitern regelmässig: an Einsprachen, am Bewilligungsverfahren, an der Politik.

Übersichtskarte im Richtplantext zur Windenergie des Kantons Luzern

Im Juli startete einer neuer Versuch: Rund 20 Standorte kommen gemäss dem Richtplantext des Kantons Luzern in Frage. Zudem könnte es bald gesetzlich festgelegt werden, dass sich Anwohnende künftig an Projekten beteiligen dürfen. Die Regierung hat diese Woche positiv auf einen entsprechenden Vorstoss der Grünen reagiert. So soll die Akzeptanz für die bis zu 60 neuen Windräder gesteigert werden – dazu gehören auch Pläne für Rickenbach.

Energie aus Wind: In Rickenbach war das schon 1910 Alltag

Wo also schon das erste stromproduzierende Windrad der Zentralschweiz stand, könnte schon bald ein neues stehen. Nur wenige hundert Meter von der ersten Zentralschweizer Windkraftanlage entfernt, nutzte man schon vor über hundert Jahren die Energie aus dem Wind. Mit einem Windrad der Marke Eigenbau nutzte man bereits damals die Windenergie zum Dreschen von Getreide.

Selbstgebautes Windrad um 1910 bei der Familie Müller in Buholz

© zvg

Ob dies damals das Einzige seiner Art war, ist heute nicht bekannt. Eine alte Aufnahme des Holzrades zeugt aber davon, dass der Wind in Rickenbach schon lange als Energielieferant genutzt wird.

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Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 26. Januar 2024 17:01
aktualisiert: 26. Januar 2024 17:01