Auszeichnung: Luzernerin gewinnt 50'000 Franken für Filmprojekt
Im Film «Nomansland» geht es um Lara und die Stimmen von drei betroffenen Personen, die sexuellen Missbrauch erlebt haben. Unter anderem setzt sich der Film mit der Frage auseinander: Kann man sexuellen Missbrauch verarbeiten? Dabei nehmen die Betroffenen die Zuschauenden mit in die Tiefe ihrer physischen und psychischen Schmerzen.
Die Filmemacherin Marion Nyffenegger hat sich für das Thema sexuelle Gewalt entschieden, da die Gesellschaft dem Thema immer öfter begegnen würde. «Ich kratzte an der Oberfläche und entdeckte, dass das darunterliegende Ausmass von unvorstellbarem Schmerz sehr viel mehr Menschen betrifft, als ich es mir vorstellen konnte. Ich wollte nicht mehr wegschauen.»
Es sei wichtig, dass auch die Gesellschaft nicht mehr wegsieht. Deshalb will Marion Nyffenegger weitere Projekte über sexuelle Gewalt verwirklichen. «Dieser Animationsfilm ist erst ein Teil in diesem grossen Puzzle». Die weiteren Pläne seien allerdings nicht spruchreif, um mehr darüber zu erzählen.
Bild für Bild einzeln gezeichnet
Im Film würden Betroffene von sexueller Gewalt zu Wort kommen. Animiert wird das ganze mit Zeichenkohle auf Papier. Ein riesiger Aufwand, erklärt Ursula Ulmi, die Produzentin des Films. Jedes einzelne Bild im Film muss einzeln gezeichnet werden. «Je nach Technik und Arbeitsweise des Regisseurs oder der Regisseurin arbeitet man mit einem Team von mehreren Leuten.»
Im Fall vom «Nomansland» sei ein Grossteil der Animation von der Regisseurin selbst umgesetzt worden. Daher dauert die Fertigstellung auch länger als bei anderen Filmen. Ursula Ulmi geht von anderthalb bis zwei Jahren aus.
Film bis Sommer 2024 voraussichtlich fertig
Bis im Sommer soll die Geschichte des Films nun ausgearbeitet werden, so Nyffenegger. Konkret soll die fertiggeschriebene Geschichte «in Bilder übersetzt» werden. «Sobald sich Ton und Bild stimmig anfühlen, kann es mit der Animation losgehen», erklärt die Filmemacherin.
Läuft alles nach Plan, könnte die Produktion im Herbst losgehen. «Wir hoffen, den Film bis im Sommer 2024 fertigstellen zu können.» Das Ziel sei «Nomansland» als Weltpremiere an einem grossen Filmfestival vorführen zu können.
Bestärkende Zwischenetappe
Das Siegerprojekt «Nomansland» überzeugte die fünfköpfige Fachjury der «Albert Koechlin Stiftung» durch die sensible Herangehensweise der Autorin, die Dringlichkeit des Themas und die künstlerische Intensität. Es ist bereits die achte Ausschreibung, die Marion Nyffenegger beim Innerschweizer Nachwuchs-Kurzfilmwettbewerb gewinnt.
Die Auszeichnung sei für Nyffenegger eine bestärkende Zwischenetappe. «Es war für mich und das Team ein Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.» Ausserdem bedeute dies auch, dass ein wichtiger Teil der Finanzierung des Filmes nun stehen würde. «Dies ist für die Umsetzung ein entscheidendes Signal», so die Filmemacherin.