Fentanyl

Deshalb sind Zustände wie in den USA in Luzern nicht möglich

Janis Schaller, 24. November 2023, 07:52 Uhr
Fentanyl ist keine neue Droge. Dennoch ist sie enorm gefährlich – eine Überdosis führt schnell zum Tod. (Symbolbild)
© Getty
Seit mehreren Jahren ist die Hardcore-Droge Fentanyl auch in den Strassen von Luzern im Umlauf. Situationen wie in den USA, wo die Süchtigen zuhauf auf offener Strasse herumliegen, sind hierzulande aber fast nicht möglich, so Experten.

Was in der Schweiz nur vereinzelt vorkommt, ist in den USA eine handfeste Krise – sie wird Fentanyl- oder auch Opioid-Krise genannt. Laut dem amerikanischen Gesundheitsministerium CDC sind im Jahr 2021 mehr als 70'000 Menschen an einer Überdosis gestorben. Das sind acht Menschenleben pro Stunde. Müssen wir uns Sorgen machen, dass sich diese Szenen bald auch in der Schweiz abspielen?

Auch in der Zentralschweiz ein Thema

Hierzulande ist die Droge tatsächlich ebenfalls präsent. Vergleichbar mit den USA sei es aber noch lange nicht: «Fentanyl scheint in den Konsumräumen und offenbar auch in den Szenen der Schweiz nur ein marginales Thema zu sein», schreibt «Infodrog», die Schweizerische Koordinations- und Fachstelle Sucht, gegenüber der «NZZ».

Die «GasseChuchi» im Geissensteinring in Luzern ist auch eine Kontakt- und Anlaufstelle für Drogensüchtige und randständige Personen. Dazu bietet sie Raum für den Konsum von Rauschmitteln. (Archivbild)

© Luzerner Zeitung / Remo Nägeli

Doch wie sieht es in der Zentralschweiz aus? «Einmal jährlich flammt bei uns das Thema Fentanyl auf», erzählt Adrian Klaus, Betriebsleiter der Gassenarbeit Luzern, auf Anfrage von PilatusToday und Tele 1. Dies sei seit einigen Jahren so. Im vergangenen Frühling sei die erste Person im Konsumraum mit einem Fentanyl-Pflaster aufgetaucht. «Wir haben mit ihr das Gespräch gesucht und vor dem Konsum gewarnt. Die Person hätte danach kein Fentanyl konsumiert – zumindest nicht bei uns.»

Konsum hierzulande oft via Pflaster

Die Situation in der Schweiz sei grundsätzliche eine andere als in den USA, fährt Klaus fort. Der Bezug von Fentanyl sei hierzulande sehr restriktiv, die Droge also schwer erhältlich. Den Stoff würde man fast nur aus Fentanyl-Pflastern bekommen. Diese verwendet man als Schmerzmittel und sind rezeptpflichtig.

Dass hin und wieder ein solches Pflaster aus einer Pflegeeinrichtung verschwinde, sei durchaus möglich. In grossen Mengen ist Fentanyl laut Adrian Klaus von der Gassenarbeit Luzern aber nicht vorhanden und auch nicht möglich zu beziehen. Beim Luzerner Kantonsspital sind noch keine Meldungen von entwendeten Fentanyl-Pflastern bekannt, wie es auf Anfrage heisst.

USA und Schweiz nicht vergleichbar

Doch wieso ist in den USA von einer Fentanyl- oder auch Opioid-Krise die Red, in der Schweiz aber nicht? Das Substitutionsnetzwerk in der Schweiz sei massiv besser als jenes in den USA. Die Konsumräume sind im Rahmen einer nationalen Fachgruppe miteinander vernetzt. Trends werden so schnell erkannt und es kann entsprechend reagiert werden, führt Adrian Klaus aus.

Fentanyl-Pflaster können starke Schmerzen lindern, aber auch missbraucht werden.

© Getty

Es gäbe auch andere Substanzen, durch die vom Fentanylkonsum abgehalten werden kann. Durch den Zugang zu Substituten wie Diaphin, Sevre Long oder Methadon ist der Druck, Fentanyl zu konsumieren, in der Schweiz viel geringer. Auch gäbe es inzwischen ein Faktenblatt zur Droge, herausgegeben von «Infodrog». Laut Klaus wurde das aber nicht gemacht, weil es eine steigende Tendenz an Anfragen gibt, sondern einfach der Vollständigkeit halber.

Ein einmaliger Fall ereignete sich in Basel, als Heroin mit Fentanyl gestreckt wurde. Das Material kam aus dem Darknet. Dass es eine Tendenz gäbe, welche die Häufung des Konsums oder Missbrauches von Fentanyl zeige, dementiert Adrian Klaus. «Es gibt keine Hinweise, warum Fentanyl in Zukunft häufiger in der Szene konsumiert werden sollte.» Auch der Luzerner Polizei sind keine Vorfälle bekannt, welche im Zusammenhang mit Fentanyl stehen könnten.

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Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 24. November 2023 07:52
aktualisiert: 24. November 2023 07:52