Wochenthema

Eine missverstandene Branche: Wir erklären dir was MEM bedeutet

Melissa Steuri, 22. August 2022, 16:35 Uhr

Quelle: memoundmema.ch

Es ist einer der wichtigsten und bedeutendsten Wirtschaftszweige der Schweiz: die Maschinen-, Elektro-, und Metallindustrie, – kurz MEM. Und doch geniesst die Branche nicht wirklich einen guten Ruf. Neben dreckigen Händen, schlechter Bezahlung und düsterer Zukunft gibt es zahlreiche weitere Vorurteile. Wir räumen damit auf.

«In diesen Berufen machst du dir nur die Hände schmutzig, wirst schlecht bezahlt und hast keine Zukunftsperspektiven. Denn die Branche geht zugrunde, da das meiste in China produziert wird.» Dies könnte ein typisches Zitat vieler Eltern sein. Geht es um die MEM-Industrie, sind zahlreiche solche Vorurteile und Gerüchte im Umlauf. Da verwundert es nicht, dass die Firmen Mühe haben, Lehrstellen zu besetzen.

Woher kommen die Vorurteile?

«Die Gerüchte kommen meist von den Eltern, die noch eine veraltete Auffassung der Branche haben. Das finde ich schade. Wir versuchen nun den Menschen aufzuzeigen, dass es bei uns anders läuft. Wir sind modern, zukunftsorientiert und erfolgreich», betont Rafael Fellmann. Er ist Geschäftsführer der Maschinenbaufirma Grob AG aus Nebikon. So sei die MEM-Industrie einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der Schweiz. 320'000 Beschäftigte arbeiten in einem MEM-Beruf. Zudem generiert die Branche sieben Prozent des Schweizer Bruttoinlandprodukts.

Welche Berufe gehören zur MEM-Branche?

Die MEM-Branche ist eine vielseitige Industrie. Die Lehrberufe gehen von Elektroniker, über den Automatiker bis hin zum Polymechaniker. Zu diesen Berufen gehören Aufgaben wie Programmieren, Montieren und Fertigen. Die Liste der Produkte, die in der Schweizer MEM-Industrie hergestellt werden, ist lang: Teile für Autos, Flugzeuge, diverse Elektrogeräte, Roboter oder auch Satelliten.

Hat die MEM-Branche überhaupt eine Zukunft?

«Der Schweizer MEM-Branche geht es aktuell gut. Die Auftragsbücher vieler Firmen sind voll», erklärt Rafael Fellmann. Die aktuell grössten Herausforderungen seien das Beschaffungswesen. Gewisse Teile seien schwierig zu erhalten, um Produkte fertigzustellen. Auch der akute Fachkräftemangel mache der Branche zu schaffen, so Fellmann weiter. Die MEM-Industrie hat aber immer wieder bewiesen, dass sie krisenresistent ist. «Wir investieren sehr viel in neue Maschinen und Produkte. Wir versuchen immer weiter zu kommen und geben uns mit dem Status quo nicht zufrieden. Zudem ist die Branche sehr anpassungsfähig. Das alles stimmt mich für die Zukunft sehr zuversichtlich.»

Auch das Vorurteil, dass bald alles in Asien produziert werde, kann Fellmann entkräften. Die Schweizer MEM-Branche geniesse weltweit einen einzigartigen Ruf. Sie gelte als zuverlässig und kompetent. «Wir produzieren für die ganze Welt – auch für China. Und in letzter Zeit hat sich gezeigt, dass viele Produkte, die nach China ausgelagert wurden, wieder in der Schweiz produziert werden.»

Welche Perspektiven haben Lernende in der MEM-Branche?

Ein weiteres Vorurteil ist, dass die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie keine Zukunftsperspektiven bieten kann. Auch da widerspricht der CEO der Grob AG. Es gäbe genügend Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten. «Ich nehme gerne meinen eigenen Weg als Beispiel. Ich habe selber Polymechaniker gelernt und diverse Weiterbildungen gemacht. Ich bin vom Polymechaniker zum CEO aufgestiegen.»

Auch die Löhne seien nicht zu verachten. Während der Berufslehre könne man mit den meisten anderen Lehrberufen locker mithalten. Auch nach der Lehre verdiene man einen guten Lohn. Fachkräfte, die auf ihrem Spezialgebiet sehr gut sind und Vollgas geben, verdienen 10 bis 15 Prozent mehr als der Durchschnitt.

Weitere Informationen zu den Lehrberufen in der MEM-Branche findest du hier.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 22. August 2022 16:15
aktualisiert: 22. August 2022 16:35