Inwil

Experte sieht Risiken beim Geothermieprojekt der CKW

27. November 2023, 13:40 Uhr
Hier soll dereinst das Geothermieprojekt der CKW in Inwil zustande kommen.
© CKW
In der Luzerner Gemeinde Inwil soll ein Geothermie-Kraftwerk gebaut werden. Die CKW will dafür 70 Millionen Franken investieren. Nun setzt ein Geologe Fragezeichen hinter das Projekt. Er hat in den letzten Jahren zahlreiche Untersuchungen in Luzern und Zug durchgeführt.

Das Geothermie-Kraftwerk soll ab 2030 für 4000 Haushalte Strom und für zirka 6500 Haushalte Wärme produzieren. Das Projekt bewegt. Am Informationsanlass Ende Oktober in Inwil nahmen über 300 Personen teil.

Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf/Shana Meister

Einer, der sich mit Geothermie auskennt ist der Geologe Beat Keller. Wie die Luzerner Zeitung schreibt, ist er auf seinem Fachgebiet ein alter Fuchs und mit seiner Keller+Lorenz AG in Luzern, führte er in den letzten Jahren zahlreiche Untersuchungen in Luzern und Zug durch. Er sieht für das Geothermie-Projekt verschiedene Risiken. Wie er auf Anfrage gegenüber der Luzerner Zeitung sagt, scheine es, als habe man bei der CKW die Resultate der bisherigen Forschung und seinen Abschlussbericht vergangener Projekte zu wenig berücksichtigt.

CKW anvisiert Muschelkalkschicht

Für die Energiegewinnung wird von der CKW die Muschelkalkschicht anvisiert. Keller glaubt aber nicht, dass in Inwil der Muschelkalk in Form eines durchlässigen oder stimulierbaren Kalksteins überhaupt vorhanden ist. Muschelkalk sei früher fälschlicherweise als Formationsbezeichnung verwendet worden und sei keine Gesteinsbezeichnung. «Wie dem Schichtverzeichnis der Erdgasbohrung Entlebuch 1 zu entnehmen ist, lagen auf Höhe der sogenannten Muschelkalk-Formation nicht Kalk, sondern nur Sandstein, Dolomit, Mergelschiefer und Gips vor», sagt Keller.

Bohrung wird Licht ins Dunkle bringen

CKW-Projektleiter Jost Bucher sagt dazu: «In den bisherigen Untersuchungen und gemäss Auskunft mehrerer zugezogener Geologen sollte die obere Muschelkalkschicht homogen über das ganze Kantonsgebiet vorhanden sein. Die Details können wir erst mit weiteren Untersuchungen und Abklärungen abschliessend beurteilen. Letztendlich wird aber nur eine Bohrung einen klaren Nachweis über den Aufbau des Untergrundes bei Inwil liefern.»

Geologie vergleichbar mit jener in St.Gallen

Eine Probebohrung wird auch von Geologe Keller begrüsst. Grundsätzlich, sagt Keller, sei die Geologie in Inwil vergleichbar mit jener in St.Gallen, und dort sei vor zehn Jahren ein grosses Geothermieprojekt gescheitert. Keller hatte das Projekt von Anfang an als zu riskant kritisiert.

Bislang erfolgreiche Projekte etwa in Süddeutschland, im Rheintalgraben oder in Italien seien geologische Spezialfälle und nicht mit Luzern vergleichbar. Was also wäre zu tun? Als Geologe befürwortet Keller grundsätzlich eine vorgängige Forschungsbohrung. Diese koste wohl rund 5 Millionen statt gleich 20 bis 30 Millionen wie bei einer ersten, direkt für eine thermische Nutzung ausgelegten Bohrung. «Nach einer Forschungsbohrung hätte man Antworten auf viele Fragen und man könnte die Risiken verlässlich einschätzen.» Ebenso könne diese im Erfolgsfall aufgeweitet und ausgebaut werden, sagt Beat Keller. Er erinnert daran, dass dies in St. Gallen nicht der Fall war, dort wurde direkt gebohrt. «Am Ende wurden 60 Millionen Franken in den Sand gesetzt.»

CKW ist anderer Meinung

Die CKW sagt hingegen, die Geologie in Inwil sei nicht mit jener in St.Gallen vergleichbar. Was die Forschungsbohrung betrifft, sagt Jost Bucher: «Aktuell klären wir mit Experten der zuständigen eidgenössischen und kantonalen Behörden, ob und welche weiteren Abklärungen notwendig sind, um Projektrisiken frühzeitig erkennen zu können. Es ist durchaus möglich, dass zur Validierung der Annahmen auch eine Forschungsbohrung durchgeführt wird.»

(red.)

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 27. November 2023 13:40
aktualisiert: 27. November 2023 13:40