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Schuldenfalle Krankenkasse: Zentralschweiz am wenigsten verschuldet?

Finanzen

Schuldenfalle Krankenkasse: Zentralschweiz am wenigsten verschuldet?

Marcel Jambé, 28. Mai 2024, 08:17 Uhr
Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer verschulden sich bei der Krankenversicherung. Der Anteil an den Gesamtschulden nimmt immer mehr zu. Auch wenn die Zentralschweiz am wenigsten stark davon betroffen ist, ein Schuldenberater merkt eine Zunahme der Ratsuchenden.

Die Krankenkassenschulden werden für Schweizerinnen und Schweizer immer belastender. Im vergangenen Jahr betrug das Schuldenvolumen bei den Krankenkassen 44 Millionen Franken. Das wären im Schnitt mehr als 13'000 Franken pro verschuldete Person, wie der Tages-Anzeiger schreibt.

60 Prozent der Personen, die bei der Schuldenberatung um Rat fragten, hatten unter anderem bei der Krankenkasse Schulden. Nur die Steuern wurden öfter als Schuldengrund genannt. Der Anteil der Krankenkassenschulden bei den Gesamtschulden ist in den letzten acht Jahren von 8 auf 15 Prozent gestiegen. Der Tages-Anzeiger schlüsselte zudem die Zahlen zur Verschuldung nach fast allen Kantonen auf.

Zentralschweizer weniger verschuldet

Bei den mittleren Krankenkassenschulden vom vergangenen Jahr ist Basel-Stadt der Spitzenreiter – mit über 17'000 Franken. Gefolgt von den Kantonen Tessin und Solothurn. Die Zentralschweiz macht in dieser Liste das Schlusslicht: Luzern liegt mit dem Mittelwert der Krankenkassenschulden von 8205 Franken auf dem viertletzten Platz. Zug auf dem zweitletzten und Uri auf dem letzten Platz.

Was zu erwähnen ist: Basel-Stadt hat mit 426 Franken die höchste Durchschnittsprämie. Die Kantone Luzern, Zug und Uri die niedrigsten. Je höher also die Durchschnittsprämien sind, desto höher verschulden sich die Leute dort. Zu erwähnen gilt, dass die Zahlen nicht für die Gesamtbevölkerung repräsentativ sind, da sich die Daten nur auf diejenigen bezieht, die bei der Schuldenberatung Rat suchten. Die Dunkelziffer, beziehungsweise Einzelfälle, könnten die Statistik stark verändern.

Nichtbezahlen ohne grössere Konsequenzen?

Trotzdem: Die Schuldenberatungsstellen merken eine Zunahme der Beratungen. André Widmer, Stellenleiter bei der Beratungsstelle Triangel in Zug, ist nicht erstaunt, dass Krankenkassenprämien nicht bezahlt werden. Wenn man die Miete nicht mehr zahlt, wird man ausgewiesen. Wenn man die Versicherung nicht mehr bezahlt, kann man die Leistungen nicht mehr beziehen. Wenn man den Strom nicht mehr bezahlt, wird der Strom abgestellt. «Anders sieht das bei der Krankenkasse aus – man ist weiterhin versichert», so Widmer.

Bei Nichtbezahlen der Prämien müssen der Kanton und die Gemeinden 85 Prozent der Schulden übernehmen, so die Schweizer Gesetzgebung. «Wenn man die Prämie der Krankenkasse nicht bezahlen kann, leitet die Krankenkasse die Betreibung ein und man bekommt einen Zahlungsbefehl. Wenn man dem nicht nachkommen kann, wird ein Verlustschein ausgefüllt.» Davon betroffen sind unter anderem alleinerziehende und geschiedene Personen, sowie diejenigen aus der unteren Mittelschicht, welche keine Prämienverbilligung haben. «Für die wird es immer enger, da der Mietzins, die Nebenkosten sowie die Krankenkassenprämien stetig steigen», erklärt Widmer.

Auszahlung Prämienverbilligung erst Mitte Jahr

Der Schuldenberater nennt ein Beispiel, wie man in eine solche Schuldenspirale gerät: Bei gewissen Leuten im Kanton Zug, die einen Anspruch auf die Prämienverbilligung haben, würde die Verbilligung erst Mitte Jahr ausbezahlt. «Dies bedeutet für diese Menschen, die das Geld schlichtweg nicht aufbringen können, dass sie bereits Mahnungs- und Betreibungskosten haben, bis das Geld ausbezahlt wird», so der Schuldenberater.

Die Prämien werden zwar vollumfänglich vergütet, die Betroffenen sitzen aber auf den Mahn- und Betreibungskosten von teils wenigen Hundert Franken. «Ganz schlecht für diejenigen, die Ende Monat sowieso nichts mehr im Portemonnaie haben und sich kein Essen leisten können.»

Wie kann man sich vor dieser «Schuldenfalle» schützen? André Widmer von der Triangel Beratung Zug empfiehlt denjenigen, die ein knappes Budget haben: «Wählt die tiefste Franchise! Denn bei einem Krankheitsfall ist es schlichtweg nicht möglich, 2500 Franken ausgeben zu können.» Die Prämie ist zwar teurer, aber man komme in einem Ernstfall günstiger davon. Denn je älter man werde, desto höher sei das Krankheitsrisiko.

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Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 28. Mai 2024 07:29
aktualisiert: 28. Mai 2024 08:17