Schule und Sexshop in Dierikon: Eine untypische Nachbarschaft
Quelle: Tele 1
«Es war eine schöne Überraschung, als wir vom Erotikshop hörten», sagt der Direktor der «Lucerne International School», Kamran Baig, mit einem Schmunzeln gegenüber PilatusToday und Tele 1. Zweieinhalb Jahre nach der Eröffnung der Schule heisst es also wieder Abschied nehmen. Die Schule zieht mit den rund 35 Jugendlichen um. Der Sexshop sei aber nicht ganz der einzige Grund für diesen Entscheid.
Erotikshop soll dem Ruf schaden
«Die Leute haben eine Vorstellung, wie eine Schule daherkommt – ein Erotikshop als Nachbar zählt da nicht dazu», erklärt Baig. Diese Tatsache habe das Potenzial, dass sich die Situation als Nachteil entwickelt. Gewisse Leute könnten nicht gut damit umgehen. «Es könnte unserem Ruf in der Community schaden», so der Direktor weiter.
Erotikshop versuchte, Rücksicht zu nehmen
«Ich habe durch eine Whatsapp-Nachricht einer Kundin vom Auszug der Schule erfahren und war ziemlich überrumpelt», sagt Janice Rasch, Geschäftsführerin des «Simply Hot» Erotikmarkts. Man habe wirklich versucht, auf die Schule Rücksicht zu nehmen. Beispielsweise hätten sie während der Schulzeiten keine Bohr- oder Umbauarbeiten vorgenommen. Weiter sei der Eingangsbereich mit «harmlosen» Produkten – also ohne ersichtliche Geschlechtsteile – ausgestattet.
22 verschiedene Nationalitäten, Kulturen und Wertvorstellungen
«Wir sind eine sehr diverse Schule. Wir haben 22 Nationalitäten mit verschiedenen Kulturen, unterschiedlichen Werten und Prinzipien.» Die «Lucerne International School» sei auch dafür verantwortlich, dass sich alle geschätzt und wohl fühlen würden. All das sei mit dem Erotikshop in der Nachbarschaft nur schwer zu vereinbaren. Diese Aufgabe sei mit viel Feingefühl verbunden.
Die Sexualität im Unterricht zu thematisieren, sei auf jeden Fall wichtig, meint der Direktor weiter. Die Eltern seien sich dem auch bewusst. Aber ein Erotikshop sei nicht die gewünschte Art, da man keine Kontrolle darüber hätte.
Eltern wenden sich ab
Für die Schule sei es wichtig, weitere Familien von ihrer Arbeit überzeugen zu können. «Das gelingt uns aber nicht, wenn die Eltern schon vor der Türe umkehren, weil sie diesen Shop sehen. Damit hinterfragen sie unsere ganze Kompetenz.» Dass Eltern ihre Kinder aufgrund des schlüpfrigen Nachbars nicht in diese Schule schicken wollten, sei schon vorgekommen.
Umzug war eine Frage der Zeit
Der Direktor sieht den anstehenden Umzug aber als einen positiven Schritt: «Die Schule ist am Wachsen». Das Platzproblem hätte sie sowieso früher oder später zu einem Umzug gezwungen. «Der Erotikshop hat den Prozess nun einfach beschleunigt.»
«Wir hätten gerne noch stärker mit der Schule gesprochen, wie wir ein Nebeneinander vereinbaren können», erklärt Janice Rasch. Abschliessend sagt sie: «Wir haben halt kein Obst oder Gemüse, womit wir unsere Tätigkeit gegen aussen vertuschen könnten. Wir sind nun mal ein Erotikshop.»
Und dieser wird auch bleiben – die Schule hingegen nicht. Diese wird ab Frühling 2024 im «D4 Business Village» in Root zu finden sein. Die Internationale Schule wird also zukünftig nicht mehr von einem Erotikshop benachbart, sondern von internationalen Unternehmen.
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