Twint, Kreditkarte oder digital – bleibt das Bargeld im ÖV?
Quelle: Tele 1
SP-Kantonsparlamentarierin Anja Meier fordert, dass alle Menschen die Möglichkeit haben sollen, ein ÖV-Ticket kaufen zu können. Wenn man den Kauf nur digital oder bargeldlos tätigen könne, bringe dies für viele Fahrgäste Probleme mit sich. So hätten unter anderem ältere und vulnerable Personen, Kinder und Touristen Schwierigkeiten beim kontaktlosen Zahlen.
Im Gesetz verankern
Damit so etwas nicht passiert, will Meier mit dem Vorstoss das Gesetz über den öffentlichen Verkehr anpassen. Alle Menschen sollen Zugang zum Ticketkauf haben. Daher soll die Möglichkeit des Bezahlens mit Bargeld im ÖV gesetzlich festgelegt werden.
Regierungsrat lehnt ab
Die Luzerner Kantonsregierung empfiehlt, diesen Vorstoss jedoch abzulehnen. In einer veröffentlichten Stellungnahme schreibt sie, dass sie die bestehenden Grundlagen als ausreichend erachtet. Das Anliegen, Ticket auf einfache Art zu erwerben, sei bereits vom Verkehrsverbund Luzern berücksichtigt worden. Eine komplette Abschaffung des bargeldlosen Bezahlens sei sowieso nicht vorgesehen. Daher brauche es die vorgeschlagene Gesetzesänderung nicht.
VVL-Sprecherin, Luzia Frei bestätigt die Aussage der Luzerner Kantonsregierung. Sie erklärt gegenüber PilatusToday und Tele 1, dass es immer Bargeldmöglichkeiten geben werde. «Es wird weiterhin Personengruppen geben, die nicht digital unterwegs sind. Wichtig ist, auch ihnen in Zukunft eine Alternative anzubieten.» So könne man an bedienten Verkaufskanälen und den Billetautomaten im Kanton Luzern weiterhin mit Bargeld bezahlen.
Die Fahrgäste der VVL bevorzugen heutzutage jedoch den digitalen Kauf, so Frei. Grundsätzlich seien sie digital unterwegs – knapp die Hälfte kaufe das Billett über den mobilen Kanal. Wo das Billett kaum noch gekauft werde, sei beim Buschauffeur. «In den nächsten Jahren wollen wir den Ticketverkauf im Bus schrittweise ändern.» Man soll im Bus nicht mehr mit Bargeld zahlen können, sondern mit einem neu eingeführten Zahlsystem.
Digitalisierung soll ÖV Nutzung nicht im Weg stehen
Auch der Konsumentenschutz und Verkehrsverbund Schweiz VCS sind der Ansicht, dass alle Menschen in der Lage sein sollten, den ÖV nutzen zu können. Auch sie finden, dass es in Zukunft die Möglichkeit geben muss, Tickets bar zu bezahlen. Ihnen ist deshalb beispielsweise ein neues Projekt der Alliance Swisspass ein Dorn im Auge: «myRIDE».
Auch Menschen ohne Swisspass oder Smartphone sollten den ÖV nutzen können, heisst es heute vor den Medien. Der Geschäftsführer des VCZ, Anders Gautschi, erklärt die Problematik des Projekts: «Nicht alle würden Zugang zu dem Dienst haben. Des Weiteren ist vor der Reise nicht klar, was sie kosten würde. Es ist eine Intransparenz, die Unsicherheit schafft.»
Bei «myRIDE» sei auch nicht klar, was mit den Daten der Konsumenten passiere. «Werden sie weiterverkauft oder nur vom Transportunternehmen gebraucht, um das Angebot zu bessern?», fragt sich Gautschi.
Der VCS, der Konsumentenschutz sowie die Luzerner Regierung sind der Meinung, dass es auch weiterhin Bargeldbezahlungen braucht im öffentlichen Verkehr. Im Kanton Luzern braucht es dafür aber kein Gesetz. Der entsprechende Vorstoss der SP wird als nächstes im Luzerner Kantonsparlament diskutiert.