Zentralschweiz
Luzern

Wärme statt Säure: «Das ist die Lösung gegen das Bienensterben»

Bienen in Not?

Wärme statt Säure: «Das ist die Lösung gegen das Bienensterben»

Jonathan Ernst, 2. Oktober 2023, 08:30 Uhr
Pascal Brunner mit einer Wabe mit Heizdraht
© zvg. / Imago Image
Die Aussage eines Bienenforschers, wonach die Honigbiene bald aussterben könnte, sorgte für Aufruhr in der Imkerwelt. Ein Schweizer Unternehmen behauptet nun, bereits eine chemielose Lösung dagegen gefunden zu haben.

Seit 30 Jahren versucht man eine Lösung gegen den Befall der Honigbienen durch die Varroamilbe zu finden – ohne Erfolg. Ohne Behandlung wären alle Bienenvölker in ein bis zwei Jahren tot, sagte der «Bienenprofessor» Peter Neumann kürzlich gegenüber dem Tagblatt.

Milbenbekämpfung mit Temperatur statt Chemie

Einen Weg zur Rettung der Bienen will Pascal Brunner, Geschäftsführer von Vatorex, gefunden haben und zwar ohne den Einsatz von Chemie. «Ja, unsere Technologie löst das Problem», sagt der Mitgründer von Vatorex – also dem Unternehmen, dessen Mission nichts Geringeres als die Rettung der Honigbiene ist. Mit Heizdrähten in der Wabe würden die Wachswände kurzzeitig aufgeheizt, was bei den schädlichen Milben zum Tod führe.

Die Methode habe sich auch bereits bewährt. «Wir haben Kunden in Kanada und Neuseeland – und es funktioniert einwandfrei», sagt Brunner. In der Schweiz lohne sich der Einsatz dieser Methode allerdings aus wirtschaftlicher Sicht noch nicht, denn hier gäbe es viele kleinere Imkereien oder Hobby-Imker. Zudem sei es schwierig, die Wärmebehandlung richtig hinzubekommen. «Die Parameter müssen genau richtig eingestellt werden», erklärt Pascal Brunner, der auch selbst imkert.

Das Ziel sei, dass es in zwei Jahren auch eine Version für Kleinkunden gäbe. Also genau der Zeitpunkt, an dem es laut dem Bienenforscher Peter Neumann um alles oder nichts für die Honigbiene in der Schweiz gehen könnte.

Beim Imkerverband ist man skeptisch

Der Imkerverband BienenSchweiz ist allerdings skeptisch. Sowohl gegenüber von Peter Neumann als auch mit dem Optimismus von Pascal Brunner. Da man die Bienen nach einem Konzept behandle, würden sie natürlich nicht in zwei Jahren tot sein, schreibt BienenSchweiz in einer Stellungnahme. Besorgniserregend wäre es dann, wenn man sie nicht behandeln würde. Dies mache man aber. In einem Punkt ist man sich jedoch mit dem «Bienenprofessor» einig: «Der Idealfall wäre natürlich, die Bienen müssten nicht medikamentös behandelt werden.»

Hat Vatorex mit der chemielosen Temperaturbehandlung tatsächlich die Lösung? So einfach sei das nicht, sagt Ruedi Dahinden, Co-Präsident des Verbands Luzerner Imkervereine. «Es braucht für jeden Bienenkasten ein Kabel.» Dies bedeute zusätzlichen zeitlichen und finanziellen Aufwand. Dass es bald eine Version geben würde, die sich für alle Imker lohnen könnte, bezweifelt Dahinden. Insbesondere für Bio-Imkereien, die beispielsweise unter dem Demeter-Label produzieren, käme diese Methodik nicht infrage. Diese würden unter anderem Naturwabenbau vorschreiben, also dass die Bienen ihre Waben selbst bauen würden.

Bienenwabe mit Heizdrähten von Vatorex.
© zvg.

Es gäbe auch andere Methoden, bei denen man Wärme zur Milbenbekämpfung verwenden würde. Bei der «Bienensauna» sorge ein Gerät für die optimale Feuchtigkeit und Temperatur im Bienenkasten, um die Varroamilben zu töten. Aber auch diese Methode sei aufwendig und teuer.

Was es sowieso braucht: Mehr Biodiversität

Die Honigbiene dürfte 2025 kaum aussterben. Ob man dazu weiterhin auf organische Säuremittel setzen muss oder sich die Temperaturbehandlung doch auch in der Schweiz durchsetzen kann, wird sich zeigen. Es gibt aber noch einen Punkt, bei dem sich alle Beteiligten einig sind:

Es braucht mehr Biodiversität. Nebst der Honigbiene gibt es noch hunderte andere Bienenarten, die gefährdet sind. Alle Arten leiden darunter, wenn bestimmte Pflanzen verschwinden.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 1. Oktober 2023 13:13
aktualisiert: 2. Oktober 2023 08:30