Köchin des Jahres

«Privat koche ich ganz einfach»

Martina Odermatt, 17. November 2020, 14:16 Uhr
Michèle Meier vom Restaurant «Lucide» ist Köchin des Jahres von «GaulltMillau».
© Tina Sturzenegger Fotografie
Michèle Meier ist GaultMillau Köchin des Jahres. Im Interview sagt die Chefköchin des Restaurants «Lucide» im KKL Luzern, was ihr die Auszeichnung bedeutet, was ihr nächstes Ziel ist und was bei ihr privat auf den Teller kommt.

Sie ist im Moment das Highlight in der Zentralschweizer Kulinarik-Szene: Michèle Meier, die Chefköchin des Restaurants «Lucide» im KKL Luzern und frisch gebackene Köchin des Jahres von GaultMillau. Meiers Handy kommt kaum zur Ruhe, ständig vibriert oder klingelt es: Alle wollen ihr gratulieren. Für die 42-Jährige ein ungewohntes Gefühl. Und dann ist da noch der Medienrummel. Und natürlich wollen auch wir ein paar Worte mit Michèle Meier wechseln.

Michèle Meier, Gratulation zu dieser Auszeichnung!

Danke, so langsam wird das ganze real. Ich wusste ja schon vorher Bescheid, dass ich zur Köchin des Jahres erkoren wurde. Ich war an Shootings und Interviews. Aber erst jetzt, wo mein Handy aus dem Klingeln kaum mehr herauskommt, kann ich es so richtig fassen. Es herrscht ein Gefühlschaos im Moment. Ich fühle mich wahnsinnig geehrt, so eine Auszeichnung erhalten zu haben. Damit wächst aber auch der Druck. Mehr Leute werden wohl vorbei kommen und da ist es wichtig, die Qualität zu halten.

Können Sie es denn auch geniessen, wenn so ein Rummel um Sie gemacht wird?

Im Moment noch nicht so richtig. Alles ist sehr stressig im Moment, und obwohl mir die Leute sagen, ich solle es doch auch geniessen, ist das im Moment kaum möglich. Vielleicht dann heute Abend.

Aber für ein Glas Champagner hat die Zeit wohl hoffentlich gereicht?

(lacht). Ja, diese Zeit haben wir uns als Team rausgenommen.

Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Es ist eine Bestätigung für meine Arbeit. Ich koche schon lange und stecke so viele Nerven, so viel Herzblut und Zeit ins Kochen. Es ist schön, dass das anerkannt wird.

Warum glauben Sie, dass Sie ausgezeichnet wurden?

Aufgrund meiner ehrlichen Küche. Ich schaue immer, dass die Qualität gleich bleibt. Meine Wurzeln liegen in der französischen Küche, hier fühle ich mich wohl und ich glaube, das merkt man. Das habe ich schon seit meiner Lehrzeit.

A propos Lehrzeit: Die Lehre hatten Sie beim 18-Punkte-Koch Nik Gygax in Thörigen gemacht. Stört es Sie, dass Ihr Erfolg immer wieder auf ihren Lehrmeister zurückgführt wird? Auch im aktuellen GaultMillau-Führer spricht man zuerst von Gygax, bevor man von Ihnen spricht.

Nein, auch das ist für mich eine grosse Ehre. Nik Gygax war ein grossartiger Koch. Es war eine strenge aber sehr lehrreiche Zeit bei ihm. Ihm war es wichtig, dass man die Basis des Kochens richtig lernt. In seiner Küche gab es keine halb oder gar ganz fertigen Produkte. Ich habe wirklich extrem viel gelernt bei ihm. Es ist für mich ein Kompliment, wenn sie uns im gleichen Atemzug erwähnen.

Streben Sie denn auch danach, gleich viele Punkte zu erhalten wie er? Oder was ist ihr nächstes Ziel?

Zu erst muss ich mal das verdauen, was passiert ist. Und dann nehmen wir das Projekt in Angriff. Es werden wahrscheinlich viele Leute kommen und schauen, wie es so ist bei uns. Ich möchte weiter machen wie bisher. Mein Ziel ist, alles was jetzt kommt, gut zu meistern. Die Leute, die zu uns ins Restaurant kommen, sollen Freude haben. Ich will im Moment nicht noch mehr Punkte holen, sondern einfach so solid weitermachen.

Besonders in der aktuellen Situation dürfte wohl jedes Restaurant froh sein, wenn mehr Leute vorbeikommen. Hat die Auszeichnung aufgrund der Corona-Situation eine andere Bedeutung?

Für uns ist eine Erleichterung. Wir arbeiten gut und können dank der Grösse des Restaurants auch relativ viele Gäste bewirten. Aber wir haben schon die Hoffnung, dass uns jetzt mehr Gäste besuchen. Wir haben Glück, dass es bei uns im Moment läuft. Solange das so ist, machen wir weiter. Jetzt erst recht.

Was muss man denn bei Ihnen im Restaurant unbedingt probieren?

Hmmm, das ist schwierig. Für mich ist es ein riesiges Kompliment, wenn die Leute zu mir sagen «Hey, das klingt alles so gut, ich würde am liebsten alles probieren». Es ist schwierig zu sagen, was die Leute essen möchten. Ich würde wohl fragen, was sie mögen und ihnen dann etwas empfehlen.

Sie kochen mit Leidenschaft. Woher kommt das?

Ich habe schon als Kind immer gern gekocht und gebacken. Tatsächlich kommen mir aber immer wieder die Sonntage in den Sinn, an denen mein Vater gekocht hat. Er konnte stundenlang etwas zusammenbrauen – wir sind als Kinder manchmal fast verhungert! (lacht) Das ist mir geblieben.

Und wie kochen Sie privat?

Ach, ganz simpel und einfach. Bei einem Geburtstag oder Weihnachten bin ich vielleicht mal hier in der Küche anzutreffen um etwas Aufwändigeres zu kochen. Ansonsten habe ich gar nicht wirklich Zeit, um privat zu kochen. Letztens haben wir bei meinem Bruder gegessen: Wir haben Cervelat grilliert und Schlangenbrot gemacht. Das war auch super.

(mao)

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 17. November 2020 13:15
aktualisiert: 17. November 2020 14:16