Balkan-Konflikt

«Sind es uns gewohnt»: Kosovarin über den Konflikt in ihrem Heimatland

Shana Meister, 31. Dezember 2022, 09:06 Uhr
Shega Tahirsylai über die Konflikte in ihrer Heimat, dem Kosovo: «Die Schlagzeilen haben mich sehr aufgewühlt.»
© PilatusToday / Keystone
Die Spannungen zwischen dem Kosovo und Serbien reichen weit zurück. Angesicht der aktuellen Spannungen im serbisch besiedelten Norden Kosovos versetzte die serbische Regierung ihre Armee in erhöhte Alarmbereitschaft. Dies beschäftigt auch die kosovarische Familie der Luzernerin Shega Tahirsylai.

Die Luzernerin Shega Tahirsylai ist die Tochter eines Kosovaren. Ihre Mutter ist Schweizerin. Obwohl sie in der Schweiz geboren ist, pflegt sie eine enge Beziehung zu ihren Verwandten, die im kosovarischen Dorf «Isniq» leben. Durch die Medien habe sie von den Unruhen im Heimatland ihres Vaters erfahren. «Die Schlagzeilen haben mich sehr aufgewühlt. Ich musste sofort an meine Grossmutter denken», erzählt sie uns.

Keine Ängste

Weil sich Shega Tahirsylai im ersten Moment ernsthafte Sorgen um ihre Verwandten machte, habe sie ihren Vater angerufen. Überraschenderweise habe er die Situation locker genommen.

Seit dem Ende des Kosovokrieges 1999 höre er ununterbrochen von solchen Unruhen aus seiner Heimat. Solche Schlagzeilen, wie sie momentan in den Medien kursieren, gehören für ihn mittlerweile zur Normalität. «Ich glaube nicht an einen erneuten Krieg», erzählte er seiner Tochter. So gebe ihm die KFOR die entsprechende Sicherheit.

Kriegstrauma und Nationalstolz

Angst vor einer erneuten Eskalation hat die Verwandtschaft von Shega Tahirsyla also nicht. Was der 20-Jährigen jedoch auffällt, sind die grossen Emotionen, die hochkochen, wenn ihr Vater über den vergangenen Krieg spricht.

«Er hat ihn miterlebt, als er so alt war wie ich und floh alleine in die Schweiz», erzählt sie. Das Kriegstrauma spüre sie bei ihrer Familie bis heute. Dieses – gemeinsam mit dem Nationalstolz Kosovos und Serbiens – sieht sie somit als einer der Hauptgründe für die anhaltenden Unruhen in Südosteuropa.

Woher die Spannungen zwischen den zwei Nationen kommen, haben wir dir hier zusammengefasst.

Generationsübergreifender Hass

Sie selbst spüre den Hass zwischen Serben und Kosovaren auch im Alltag in der Schweiz. «Ich verstehe die Emotionen der Beteiligten. Ich finde es jedoch schade, dass der Hass bis in die heutige Generation übertragen wurde», so die Luzernerin.

Aus dem Weg gehen könne und wolle sie dem Thema nicht – die Vergangenheit ihrer Liebsten wühlt sie auf. «Es macht mich wütend. Die Unruhen zwischen Kosovo und Serbien müssten nicht sein», schliesst sie ab.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 31. Dezember 2022 08:32
aktualisiert: 31. Dezember 2022 09:06