Suizidprävention via App: So hilft Sero
«Schön, dass du da bist», heisst einem die App Sero Willkommen, wenn man sie zum ersten Mal startet. Rund eineinhalb Jahre hat die Entwicklung gedauert. «Die App ist auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aufgebaut. Wir haben viel mit betroffenen Testpersonen gearbeitet», erklärt Michael Durrer, Gesamtprojektleitung Suizidprävention der Luzerner Psychiatrie.
Betroffene, das sind in diesem Fall Menschen mit Suizidgedanken. Sero soll unterstützen. Die Selbstmanagement-App bietet unter anderem einen Sicherheitsplan und eine Selbsteinschätzungsfunktion. Aber, wie Durrer betont: «Eine App ersetzt keine Therapie. Die App ist wirksamer, lässt man sich durch eine Fachperson begleiten.»
Betroffene, Angehörige und Fachpersonen auf Augenhöhe
Die Selbsteinschätzungsfunktion funktioniert einerseits mithilfe einer visuellen Darstellung und andererseits durch Fragen. Die Fragen zielen darauf ab, sich mit den eigenen Gefühlen, Gedanken und der Körperwahrnehmung zu beschäftigen. Egal, wie man die Einschätzung macht, am Ende wird man immer gefragt, ob man zur Übersichtsseite zurückkehren oder jemanden anrufen will.
«Mithilfe der App wollen wir den trialogischen Austausch fördern», erklärt Durrer die Anruffunktion. «Das bedeutet, Betroffene, Angehörige und Fachpersonen sollen sich auf Augenhöhe begegnen.» Etwas, das in der Schweiz noch zu wenig passiert, findet Durrer.
Fachpersonen und Vertrauenspersonen sollten denn auch den Sicherheitsplan des oder der Betroffenen kennen. «Sicherheitspläne sind hochwirksam bei suizidgefährdeten Personen», sagt Durrer. Mithilfe der App kann man sich einen eigenen erstellen. Darin kann man zum Beispiel festhalten, welche Ablenkungsstrategien für einen funktionieren oder welche Bewältigungsstrategien man anwenden könnte.
Projekt kostete 150'000 Franken
Es stecke viel Recherchearbeit in dem Produkt, sagt Durrer. Die trialogische Erarbeitung, die Sicherheitstest, die Konzeption und die Programmierung waren dann auch nicht ganz günstig: Rund 150'000 Franken hat das Projekt gekostet. Finanziert wurde es durch Fördergelder der Gesundheitsförderung Schweiz. «Uns war es wichtig, dass wir das Geld wieder in die Schweiz fliessen lassen», sagt Durrer. In Zusammenarbeit mit der Berner Fachhochschule sei dies gelungen.
Derzeit arbeitet man bereits an der Weiterentwicklung der App.