Willisau

Glasfaserfaser-Debakel: Nun äussert sich die Swisscom

15. April 2023, 18:34 Uhr
Der Willisauer Stadtrat kritisiert den Glasfaserausbau der Swisscom. Nun wehrt sich das Unternehmen.
© Keystone
Die Swisscom wehrt sich gegen Vorwürfe, dass sich die Firma beim Glasfaserausbau im Luzerner Hinterland unkooperativ zeige.

Der Willisauer Stadtrat kritisiert den Glasfaserausbau der Swisscom: Das Telekommunikationsunternehmen würde nur in «kommerziell interessante Gebiete investieren» und damit abgelegene Gebiete ignorieren, so einer der Vorwürfe des Stadtammanns Daniel Bammert. Nun wehrt sich die Swisscom: Das Unternehmen wolle die «Fakten richtigstellen», teilt es auf Anfrage der «Luzerner Zeitung» mit.

Die Swisscom sei selbst über die Willisauer Reaktion überrascht. Man habe die Gemeinde Willisau verschiedentlich über den Ausbau informiert, sagt Annina Merk, Sprecherin des Unternehmens: «So erstmals im August 2022. In diesem ersten Gespräch wurden der geplante Netzausbau und Optionen zur Berücksichtigung von gemeindespezifischen Anforderungen vorgestellt. Wir haben die Gemeinde danach im März inklusive der detaillierten Ausbauplanung darüber in Kenntnis gesetzt, dass wir im Herbst 2023 mit dem Netzausbau in der Variante ‹Ausbau der Bauzonen› beginnen werden.» Bei dieser Variante wird der Glasfaserausbau in Eigenregie und auf eigene Kosten vollzogen.

Der Ausbau in der Gemeinde Willisau sei Teil des nationalen Netzausbaus, der bis Ende 2025 schweizweit rund 55 Prozent Glasfaseranschlüsse vorsieht – bis Ende 2030 sogar zwischen 70 und 80 Prozent. «Von diesem Vorhaben profitiert auch der Kanton Luzern», sagt Merk.

«Swisscom erhält keine Steuergelder»

Für die Swisscom sei besonders eine Aussage des Willisauer Stadtammanns irritierend, und zwar, dass die Steuerzahler den Netzausbau finanzierten und die Swisscom ihre Monopolstellung ausnutzen würde. «Das ist nicht korrekt. Swisscom erhält keine Steuergelder und der Netzausbau wird stets durch Swisscom selbst finanziert. Hierzu möchten wir nochmals deutlich unterstreichen, dass Swisscom in allen regionalen Ausbauvorhaben von Glasfasernetzen Synergien und Partnerschaften mit lokalen Akteuren sucht und in den meisten Fällen auch findet», so Merk.

Auf die Doppelspurigkeiten mit dem Projekt «Prioris» angesprochen, das ebenfalls das Glasfasernetz im Luzerner Hinterland und im Entlebuch ausweiten will, sagt Merk: «Auch Swisscom hat in den geplanten Gemeinden des Projekts ‹Prioris› kein Interesse an einer Doppelspurigkeit und ist an einer Zusammenarbeit interessiert. Trotz intensiver Anstrengungen ist es jedoch bis jetzt nicht gelungen, die Rahmenbedingungen für eine potenzielle Zusammenarbeit mit ‹Prioris ›zu vereinbaren – dies auch nach der Unterbreitung eines ‹optimierten Angebots› durch ‹Prioris› vom 10. März.»

Swisscom ist noch gesprächsbereit

Für Swisscom sei es wichtig, dass das Unternehmen selbst mit ausbauen könne und nicht bloss investiere. «Dies wurde bislang leider abgelehnt.» Swisscom könne ein solches Modell aus unterschiedlichen Gründen nicht akzeptieren – für das Unternehmen käme hier nur ein Modell infrage, bei dem beide Partner bauen würden und wodurch die Swisscom ihre bestehende Infrastruktur nutzen könne.

Der geplante Ausbau konzentriere sich aber in der Tat, wie vom Willisauer Stadtrat kritisiert, vorwiegend auf die Bauzonen der Stadt. «Jedoch bespricht Swisscom die Ausbauplanung mit den Gemeinden und zeigt Optionen auf, wie Siedlungen oder Liegenschaften ausserhalb des Swisscom-Ausbaugebietes ebenfalls von schnellerem Internet profitieren können», so Merk. Die Swisscom sei nach wie vor gesprächsbereit, «sofern die Interessen beider Parteien ausgewogen in einem zukünftigen Vorschlag berücksichtigt werden.» «Prioris» hat am Donnerstag angekündigt, bei «gegebener Zeit» über das weitere Vorgehen zu informieren.

(Federico Gagliano)

Quelle: Luzerner Zeitung
veröffentlicht: 15. April 2023 17:52
aktualisiert: 15. April 2023 18:34