Marius Müller

Nach homophoben Äusserungen: «Habe mich bewusst zurückgezogen»

Philipp Breit, 13. Januar 2023, 13:28 Uhr

Quelle: PilatusToday / Philipp Breit / David Migliazza

Nach seiner Äusserung gegen St.Gallen («Schwules Weggedrehe») wurde es still um FCL-Torhüter Marius Müller. Der Deutsche hat sich bewusst aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Nun spricht er exklusiv mit PilatusToday und Tele 1.

Der bald 30-Jährige wirkt nach dem Abschlusstraining am Donnerstag ausgelaugt. Die letzte intensive Trainingseinheit in Marbella hat von den Spielern noch einmal alles abverlangt. Die Torhüter haben individuell gearbeitet und sich anschliessend der Mannschaft für das Abschlusstraining angeschlossen. Am Freitag steht der letzte Tag in Marbella auf dem Programm – inklusive Testspiel am Nachmittag gegen Bochum (15 Uhr, Livestream auf www.fcl.ch).

Bewusster Rückzug aus der Öffentlichkeit

Es war im Anschluss an die bittere 1:4-Niederlage im August gegen den FC St.Gallen, als sich Marius Müller öffentlich über «schwules Weggedrehe» von seinen Mitspielern beklagt hat. Die öffentliche Anprangerung über diese Aussage liess nicht lange auf sich warten. Zu recht, denn homophobe Aussagen haben im Fussball nichts zu suchen. Müller selbst hat sich schnell und öffentlich dafür entschuldigt. Die folgende mediale Berichterstattung veranlasste ihn darauf hin, sich seither nicht mehr öffentlich zu äussern. Bis jetzt.

Quelle: PilatusToday/Andreas Wolf

Im exklusiven Interview mit PilatusToday und Tele 1 nimmt Müller Stellung über seinen Rückzug. Dass ihm die Aussagen leidtäten, hat er damals schon kundgetan. Dass es öffentlich ruhig wurde um ihn, war eine bewusste Entscheidung des Deutschen. «Da habe ich für mich schon ein paar Schlüsse daraus gezogen, was im vergangenen halben Jahr alles passiert ist. Mein Rückzug war daher bewusst gesteuert.»

Müllers Image lebt von seinem Ehrgeiz, Ansporn und Leistungen. Als «Giftzahn» wurde er bereits mehrfach betitelt. Stören tut ihn dieses Image eigentlich nicht. «Das muss jeder für sich selbst beurteilen. Ich stehe dafür, klare Worte zu finden und versuche, Leistungen und Situationen so zu beurteilen, wie ich es sehe. Da gibt es sicherlich Leute, bei denen dies Giftzahn-mässig rüberkommt. Das ist mir eigentlich ziemlich egal.»

«Für mich ging es in eine falsche Richtung»

Bei Personen des öffentlichen Lebens, speziell auch bei Fussballern, wird oft genau hingehört und geschaut, wie sie sich zu gewissen Themen äussern. Auch deshalb beschloss er sich zu seinem Rückzug aus der Öffentlichkeit. «Für mich ging es in eine falsche Richtung. Es wird sensationsmässig nur noch nach solchen Äusserungen gesucht. Und das war für mich der Moment, wo ich gesagt habe, da bin ich raus.» Wenn sich beide Seiten auf demselben Niveau bewegen, sei dies kein Problem. Berichterstattungen sollen fair und auch kritisch sein, so Müller.

Seit 2019 ist Marius Müller beim FC Luzern. Gekommen als Nummer eins, welche er auch heute noch ist. Verändert hat sich seine Rolle dennoch – auch neben dem Platz. «Man wird natürlich auch älter und macht daher auch ab und an weniger den Pausenclown. Dies hat sich auf jeden Fall geändert», so Müller. «Auf dem Platz will ich, auch aus Respekt dem Staff und den Mitspielern gegenüber, höchste Professionalität an den Tag legen. So will ich als Vorbild vorangehen.»

Ehrgeiz zeichnet den Deutschen seit jeher aus. Denn geschenkt bekam er von klein auf nichts. «Ich war nie das Supertalent und habe immer versucht, mir alles zu erarbeiten und im Training anzueignen. Ehrgeiz und Demut sind für mich die zwei elementarsten Dinge.» Zu viel Ehrgeiz kann auch hinderlich sein, dessen ist sich Marius Müller bewusst. «Vor allem falscher Ehrgeiz. Wenn du aufgrund dessen deine Rolle und Leistung verlierst. Durch diese Schule musste ich auch durch. Als junger Torhüter habe ich manchmal vor lauter Wut und Ehrgeiz keinen Ball mehr gehalten.»

Müller schwärmt von Torhüter-Trainer Bucchi

Bälle hält der bald 30-Jährige mittlerweile ziemlich solide beim FC Luzern. Auch dank Torhüter-Trainer Lorenzo Bucchi. Spricht Müller über ihn, kommt er beinahe ins Schwärmen. «Er ist wirklich ein herausragender Trainer», so Müller. «Ich habe hier in diesen dreieinhalb Jahren die grössten Sprünge in meiner Entwicklung gemacht. Das Verrückte ist, dass es von Saison zu Saison immer weiter geht. Neue Schwerpunkte kommen dazu, Übungen werden verbessert und das fruchtet dauerhaft. Da kann ich mit Überzeugung sagen, die Entwicklung beim FCL war die Beste bislang in meiner Karriere.»

Konstanz als Schlüssel zum Erfolg

Ganz «Mülli-like» geht er entsprechend ehrgeizig in die am 21. Januar startende zweite Saisonhälfte. Mit einer klaren Ansage. «Ich persönlich wünsche mir, dass wir in gewissen Spielen konstanter sind. Nicht, dass wir drei Spiele überragend sind und anschliessend zwei wieder nicht. Gerade die Spiele, in welchen wir besser sind, müssen wir einfach gewinnen und nicht schlussendlich doof 0:1 verlieren. Am Ende, um erfolgreich zu sein, ist dies das Geheimnis in der Liga.»

Wie gut der FCL das umsetzen kann, zeigt sich ab dem 21. Januar. Dann spielt der FC Luzern zu Hause das erste Meisterschaftsspiel gegen den FC Zürich.

Quelle: PilatusToday
veröffentlicht: 13. Januar 2023 07:02
aktualisiert: 13. Januar 2023 13:28